Karl May
Karl May
(1842-1912
)
Winntou auf der Titelseite von Winnetou I

Seit über 100 Jahren gilt Karl May als bedeutendster deutscher Volksschriftsteller. Der Sohn einer bitterarmen Weberfamilie aus dem sächsischen Erzgebirge hat ein umfangreiches Werk hinterlassen, das z. Zt. in 92 Bänden beim Karl-May-Verlag vorliegt. Damit begründete Karl May seinen Weltruhm und schuf sich eine viele Millionen zählende Leserschar. Die spannungsreiche Form und der liebenswürdige Humor seiner Erzählkunst, ein hohes Maß an Wissen und eine überzeugende Weltanschauung verbinden sich außerordentlich glücklich in seinen Schriften. Die deutsche Originalausgabe hat eine Gesamtauflage von weit über 100 Millionen erreicht.

"Winnetou" ist vor allen anderen Werken die beliebteste Reiseerzählung Karl Mays. Nicht nur die unvergeßliche Gestalt des edlen Apatschenhäuptlings hat dem dreibändigen Roman eine Vorrangstellung im Gesamtwerk eingetragen; auch die Kunst der Schilderung erreicht hier einen Höhepunkt. Wie der Ich-Held zum berühmten Westmann Old Shatterhand wird und die Freundschaft Winnetous erwirbt erzählt der erste Band. Winnetou und seine von tragischen Erinnerungen überschattete Lebensgeschichte stehen im Mittelpunkt des zweiten Bandes. Im dritten Band drängt die spannende Handlung vorwärts bis zu Ihrem Höhepunkt vom Sterben  und vom Testament des edlen Apatschen. Dieses Werk, das man den "Schwanengesang der Roten Rasse" genannt hat, ist unvergeßlich für jeden, der sich einmal von seinem Zauber einfangen ließ. Beim Lesen dieses wahrhaft großen epischen Werkes verspürt man jenen tragischen Hauch, der über dem ganzen historischen Heldenlied vom Untergang der roten Rasse liegt.



Karl-May-Bände, die im "Wilden Westen" Nordamerikas spielen: Viele weitere Romane spielen in Mexiko und Südamerika und sind aufgrund ihres geschichtlichen Hintergrundes, v. a. bezüglich der indianischen Urbevölkerung (z. B. Azteken, Inka), nicht weniger interessant als die oben genannten.

Natürlich sind auch die Bücher zu empfehlen, deren Handlung im Orient (mit den Helden Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar) angesiedelt ist.  Andere Schauplätze bei Karl May sind Afrika, die Türkei, der Balkan, China, Indonesien, Sibirien und zu guter Letzt natürlich auch seine deutsche, insbesondere sächsische, Heimat.


Ergebenste Bitte.

Bei meinen oft sehr lange währenden Reisen, welche mich von der Heimath fern halten, ist es mir unmöglich, die zwar in sehr erfreulicher aber oft auch überwältigender Zahl einlaufenden Sendungen sofort zu erledigen. Ich muss daher um gütige Nachsicht bitten, wenn einmal die Antwort nicht sogleich erfolgt.

Und bei den innigen Geistes- und auch seelischen Beziehungen, in welche sich meine freundlichen Leserinnen und Leser zu mir gestellt haben, würde es mir sehr lieb sein, wenn ich recht oft durch Beilegung der Photographie für mein Leser-Album erfreut würde.

Radebeul-Dresden
Villa „Shatterhand“.

DR. KARL MAY.


Wenn Karl May von seinem Schreibtisch aus als Old Shatterhand oder Kara Ben Nemsi in die Welt hinauszog, wußte er Recht, körperliche Stärke und geistige Überlegenheit auf seiner Seite. Die eigenen Erfahrungen und Erlebnisse dagegen waren entschieden bitterer. Doch was der Ernstthaler Webersohn in der Kindheit, Jugend und den Jahren des mühevollen Aufstiegs durchlebt und erlitten hatte an Not, Unrecht und Erniedrigung verwandelte sich im Schmelztiegel seiner Phantasie zu einer märchenhaften Gegenwelt, in der das Gute stets die Oberhand behielt. Die serienweise produzierten Kolportageromane, Abenteuer- und Reiserzählungen fanden jedoch nicht nur zahlreiche Leser, sondern wurden schon zu Lebzeiten Mays Gegenstand der Auseinandersetzung, des Vorurteils und der Verfälschung. Diese Diskussion lenkte das öffentliche Interesse auch zunehmend auf die Person des Autors, der, nach gesellschaftlicher Anerkennung strebend, die Grenzen zwischen Fiktion und Realität auch im alltäglichen Leben nicht streng zu ziehen wußte. Die Welle der Prozesse, die im Alter über ihn hereinbrach, hat die Kontroverse über sein Werk zugespitzt und ihn Spannungen ausgesetzt, die seine Kräfte vorzeitig verbrauchten.
 
 

Der Lebensweg von Karl May
1842 Karl Friedrich May wird am 25. Februar in Ernstthal bei Chemniz/Sachsen als das  fünfte von vierzehn Kindern geboren.
1848 – 1856  Rektoratsschüler in Ernstthal.
1857 – 1859  Besuch des Lehrseminars in Waldenburg. Wegen Diebstahls entlassen.
1860 – 1861  May setzt sein Studium in Plauen fort und wird Schulamtskandidat.
1861 Hilfslehrer in Glauchau, Fabrikschullehrer in Altchemnitz.
1862 Sechs Wochen Gefängnis wegen Diebstahls.
1864 – 1865  Wiederholte Diebstähle und Betrügereien. Schwere seelische Depressionen. In Leipzig zu vier Jahren und einem Monat Arbeitshaus verurteilt. Überstellung nach Zwickau.
1868 Vorzeitige Entlassung.
1868 – 1870  May streift in Sachsen und Böhmen umher und wird in Nordböhmen festgenommen. In Mittweida/Sachsen wird er wegen Diebstahls und Betrugs im Rückfall zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt, die er in Waldheim verbüßt.
1874 Entlassung. Für zwei Jahre unter Polizeiaufsicht gestellt.
1875 Der Verleger H. G. Münschmeyer in Dresden stellt May als Redakteur an. Erste schriftstellerische Veröffentlichungen, z. B. „Geographische Predigten“.
1876 May lernt Emma Pollmer kennn.
1877 May trennt sich von Münchmeyer und wird freischaffender Schriftsteller, kurze Zeit auch Zeitschriftenredakteur. 
Emma Pollmer zieht zu ihm nach Dresden.
Veröffentlichung zahlreicher Geschichten in Zeitschriften.
1878 Rückkehr nach Hohenstein-Ernstthal.
1879 Mitarbeit am „Deutschen Hausschatz“. Drei Wochen Gefängnis wegen Amtsanmaßung.
1880 Hochzeit mit Emma Pollmer.
1882 – 1887  May schreibt für Münchmeyer fünf umfangreiche Kolportageromane, die in Lieferungen erscheinen.
1883 Umzug nach Dresden, dort mehrfacher Wohnungswechsel.
1887 Ständige Mitarbeit an der Jugendzeitschrift „Der gute Kamerad“, Stuttgart.
1892 Die ersten Bände erscheinen im Verlag Fehsenfeld, Freiburg i. B.
May stellt aus Zeitschriftenbeiträgen, die er ergänzt, seine Reiseromane zusammen. Jedes Jahr werden mehrere Bände veröffentlicht, z. B. „Durch die Wüste“ I – III, „Old Surehand“ I u. II, „Orangen und Datteln“, „Im Lande des Mahdi“ usw.
1896 May kauft in Radebeul bei Dresden ein Haus und nennt es „Villa Shatterhand“.
1897 – 1898  Reisen in Deutschland und Östereich.
1899 – 1900  Sechzehnmonatige Reise im Orient.
1901 Widerrechtlicher Neudruck der Münchmeyerromane. Erste Prozesse. Verstärkte Angriffe gegen May in der Presse. „Et in terra pax“.
1903 Mays Ehe wird geschieden. Er heiratet Klara, verw. Plöhn.
„Im Reiche des silbernen Löwen“.
1904 Beginn der Auseinanderseztungen mit Lebius. Mays Vorstrafen werden bekannt.
1907 – 1909  Immer neue, zermürbende Prozesse.
1908 Reise in den Osten der USA.
1909 Aus den Reiseeindrücken entsteht „Winnetou IV“ (heute:  „Winnetous Erben“, Band 33)
1910 Für May katastrophales Urteil im Prozess gegen Lebius. 
„Mein Leben und Streben“ (enth. in Bd. 34, "ICH")
1911 Erfolg im Wiederaufnahmeverfahren gegen Lebius.
1912 Karl May stirbt am 30. März in Radebeul.


Man kann nur vermuten, daß Karl May ohne seine moralischen Fehltritte (vom Diebstahl bis zur Hochstapelei) und ohne die Seelennot nie zu dem Ruhm gelangt wäre, der meistgelesene deutsche Schriftsteller zu sein. Denn ohne die achtjährige Haft (zweimal vier Jahre) wäre er nicht zu ausgleichenden Hochleistungen angetrieben worden.

Seine wirklichen Abeteuerreisen hat Karl May immer nur im Kopf unternommen. Vielleicht ist gerade dies das Geheimnis seines Erfolges.

Weitere Ausführungen hierzu würden Bücher füllen, die es schon zur Genüge gibt. Empfehlenswert zum Einstieg sind:


Ich fragte zu den Sternen
wohl auf in stiller Nacht,
ob dort in jenen Fernen
die Liebe mein gedacht.
Da kam ein Strahl hernieder,
hell leuchtend, in mein Herz
und nahm all meine Lieder
zu dir, Gott, himmelwärts.

Ich fragte zu den Sternen
wohl auf in stiller Nacht,
warum in jene Fernen
er sie emporgebracht.
Da kam die Antwort nieder:
„Denk nicht an irdschen Ruhm;
ich lieh dir diese Lieder;
sie sind mein Eigentum!“

Ich fragte zu den Sternen
wohl auf in stiller Nacht:
„Gilt dort in jenen Fernen
auch mir die Himmelspracht?“
Da klang es heilig nieder:
„Du gingst von hier einst aus
und kehrst wie deine Lieder
zurück ins Vaterhaus!“

Auch gedichtet hat Karl May. Dieses Gedicht mit der Überschrift "Widmung" und viele, viele weitere in Band 49, "Lichte Höhen". Viele sind während seiner sechzehnmonatigen Orientreise 1899/1900 entstanden.


In Radebeul, in der Karl-May-Straße, steht die "Villa Shatterhand", das ehemalige Wohnhaus des Schriftstellers. Er lebte hier von 1896 bis er im Jahre 1912 starb. Empfangszimmer, Arbeitszimmer und die Bibliothek Karl Mays sind der Öffentlichkeit in Originalräumen zugänglich. Es sind wertvolle biographisch-literarische Sachzeugnisse ausgestellt.

Im Garten steht eine nach seinem Tod errichtete Wildwest-Blockhütte, die „Villa Bärenfett“. Darin befindet sich ein hervorragendes Indianer- und Wildwestmuseum, mit Waffen und Kleidung der Indianer. Aus seinem in Europa einmaligen Sammlungsbestand zeigt das Museum rund 800 Objekte aus dem Lebens- und Kulturkreis der nordamerikanischen Indianer. Betreut wurde das Museum von dem im gleichen Blockhaus wohnenden fahrtenreichen Patty Frank (gestorben 1959).

Ausstellungen in Radebeul:


Weitere interessante Ausstellungen zu Leben, Werk und Wirken Karl Mays auch in der Karl-May-Geburtsstadt Hohenstein-Ernstthal, z. B. das Karl-May-Haus (Karl Mays Geburtshaus).

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