Hatte Winnetou ein geschichtliches Vorbild?


Die wahre Geschichte von dem Apatschenhäuptling Cochise und seinem weißen Freund Tom Jeffords gibt Antwort auf die immer wieder gestellte Frage. Aber: Die Wirklichkeit sieht anders aus als bei Karl May!

Cochise
Cochise

 
 Als ich jung war, ging ich durch dies ganze Land, im Osten und Westen, und sah keine anderen Menschen als die Apachen. Nach vielen Sommern ging ich wieder und sah, eine andere Menschenrasse war gekommern, um es zu nehmen. Warum? Warum warten die Apachen darauf zu sterben - warum tragen sie ihr Leben auf ihren Fingernägeln? Sie streifen über die Berge und die Prärie und wünschen, der Himmel möge auf sie stürzen. Die Apachen waren einst ein großes Volk; heute sind sie nur noch wenige, und deshalb wollen sie sterben, und so tragen sie ihr Leben auf ihren Fingernägeln.

Cochise von den Chiricahua-Apachen


Über die Freundschaft von Cochise und Tom Jeffords gibt es einen  hervorragenden Film ("Western") mit James Stewart (Jeffords) und Jeff Chandler (Cochise) aus dem Jahre 1950 mit dem Titel:

"Der gebrochene Pfeil"

(sehr empfehlenswert zum Einstieg!)


Doch wen die damalige Realität der sog. Indianerkriege in der Zeit zwischen 1865 bis 1890 im amerikanischen Westen näher interessiert, möge folgendes Buch von Dee Brown lesen:

"Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses"

Das Buch, das schon kurz nach seinem Erscheinen den ersten Platz auf den amerikanischen Bestsellerlisten eroberte, läßt vor unseren Augen eine Welt wiedererstehen, die jeder von uns noch aus der Kindheit zu kennen meint: die Welt der Dakotas, Comanchen, Cheyennes, Sioux, Navajos, Apachen usw. sowie ihrer legendären Häuptlinge von Geronimo bis Sitting Bull. Wie aber waren die Ureinwohner Nordamerikas wirklich, diese angeblich so wilden und blutrünstigen „Rothäute“? „Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses“ ist der dokumentarisch sorgfältig untermauerte Bericht über den letzten Kampf der Indianer gegen die Weißen in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts. Amerika war jahrtausendelang ein Paradies gewesen, und die Indianer wußten das. Fassungslos mußten sie mit ansehen, wie die Weißen mit einer berserkerhaften Wut all das zerstörten, was dieses Paradies ausmachte: die Wälder, die Seen, die Flüsse, die Tiere. Profitgier und Landhunger der Weißen nahmen unvorstellbare Ausmaße an. Um das Land an sich zu bringen, war den Eroberern aus dem Osten jedes Mittel recht: Verträge wurden gebrochen oder nach Gutdünken ausgelegt; eine Schlacht gegen die „Rothäute“ folgte der anderen; mit jedem neuen Massaker (bei denen weder Frauen noch Kinder geschont wurden) wurde der Lebensraum der Indianer weiter eingeengt, bis ihr Kampfwille gebrochen war und die Leidenszeit in den „Reservaten“ begann. Der Versuch, mit dem Weißen Mann und einer unberührten Umwelt in Frieden und Harmonie zu leben, war gescheitert.
Dee Brown hat mit diesem einzigartigen Buch die Geschichte des „Westward Ho“ aus der Sicht der Indianer geschrieben. Er stellt das herkömmliche Bild vom Wilden Westen auf den Kopf und räumt mit vielen Legenden auf – so erfahren wir beispielsweise, daß das Skalpieren eine Erfindung der Weißen und nicht der Indianer war.
Die zahlreichen Dokumente und Selbstzeugnisse der Indianer, von denen viele hier zum erstenmal abgedruckt sind, die Fotografien der großen Häuptlinge, ihrer Frauen und ihrer Krieger sowie die kraftvolle Prosa Dee Browns machen dieses bedeutende Werk zu einem Leseabenteuer von Rang.

Der Autor: Dee Brown, Bibliothekar an der University of Illinois, hat fünfzehn Bücher über die Geschichte des amerikanischen Westen geschrieben. „Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses“, sein Hauptwerk, ist das Ergebnis mehrjähriger Forschungsarbeit.
 

„Hier wird eine Legende zerstört,
der Vorhang vor bitterer Wahrheit gelüftet,
nie zuvor wurden die Schrecken
besser notiert als hier in der Geschichte
vom Untergang des Roten Mannes.
Man könnte sagen:
Dies Buch ist mit Blut und Tränen geschrieben.“

C. W. Ceram


Ein weiteres Standardwerk zu diesem Thema:

Siegfried Augustin: "Die Geschichte der Indianer - Von Pocahontas bis Geronimo 1600 -1900"
Eine umfassende Dokumentation über den dreihundertjährigen Kampf der nordamerikanischen Indianer um ihr Land und Recht.


Außerdem auf DVD:

"500 Nations - Die Geschichte der Indianer"

Diese achtteilige, von Kevin Costner produzierte und präsentierte Dokumentation, dürfte momentan das Beste sein, was es auf Film zum Thema Indianergeschichte gibt. Mit aufwendiger Computertechnologie werden längst versunkene Städte wieder zum Leben erweckt. Der größte Teil des Films ist der Geschichte der Indianer seit ihrer ersten Begegnung mit den Weißen im Jahre 1492 und ihrem jahrhundertelangen Kampf gegen die überlegenen Eroberer gewidmet. Kevin Costner ("Der mit dem Wolf tanzt", "Open Range") präsentiert in dieser Dokumentation (ca. 394 Minuten in acht Teilen auf 2 DVDs) die Geschichte der Ureinwohner Nord- und Mittelamerikas aus ihrer eigenen Sicht und gewährt faszinierende Einblicke in Kultur, Leben und Geschichte der 500 Völker, die einst den amerikanischen Kontinent besiedelten.

Die Weißen haben uns viel versprochen, mehr, als ich aufzählen kann, aber gehalten haben sie nur ein Versprechen: Sie schworen, unser Land zu nehmen, und sie haben es genommen.

Red Cloud, Häuptling der Oglala-Teton-Sioux


Das Land muß ein Tempel Gottel gewesen sein, als es noch nicht von der Kultur berührt war, die wir ihm brachten.

Karl May 1908 während seiner Amerikareise



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